Die erste Ausfahrt

Probefahrt, Überführungsfahrt – alles schön und gut, aber das waren natürlich keine „richtigen“ Fahrten. Sicher könnt ihr euch vorstellen, wie ich meiner ersten kleinen Reise mit der Enfield entgegenfiebere.

Am Freitag klappts leider nicht, aber am Samstag gibts kein Halten. Früh morgens schnell die dringend notwendige Rasenschur erledigt, dann die Bullet aus der Halle beim Nachbarn geholt und es ist noch nicht einmal 9:00, als ich starten kann – zur ersten richtigen Ausfahrt mit der Bullet.

Das Wetter ist gut, die Tagesprognose ebenfalls – aber das ist mir eigentlich wurscht: Ich wäre bei (fast) jedem Wetter gefahren. Zuerst aber die Enfield aus der Halle beim Nachbarn geholt und geprüft, ob es irgendwelche Startschwierigkeiten gibt. Gab es nicht, und ich habe gelernt, dass der Choke bei den heutigen Temperaturen nicht gebraucht wird. Aber was ist das? Nach dem Ankicken und wenigen Minuten Laufen mit Standgas entsteht eine kleine Ölpfütze unter dem Motor, direkt am Ölfilter. Ohje, das fängt ja gut an. Aber als ich die zentrale Ölfilterschraube mit dem 16er Metrinch-Schlüssel nachziehe, hört die Schweinerei auf. Das war die nächste Lektion für heute. Aber jetzt ab in die Motorradklamotten und los gehts. Natürlich will ich keine gewaltige Reise machen, sondern mich nicht allzuweit vom Heimathafen entfernen und die Bullet kennenlernen und Vertrauen in die indische Technik gewinnen – oder auch nicht.

Gestern habe ich die Maschine noch schnell umgemeldet und die DQ-Familie um ein neues Mitglied erweitert. DQ 9 ist die aktuelleste und für lange Zeit die letzte Maschine, die ich zulassen werde – versprochen. Die Miniblinker und das Rücklicht werde ich sicher nicht so belassen, da gibt es deutlich hübschere Lösungen.

Als hätte ichs geahnt, habe ich vor wenigen Wochen diesen Mini-Tankrucksack von Oxford gekauft und der ist wie geschaffen für die Enfield. Getränkeflasche, Schockriegel, Handy und Kamera passen hinein.

Zuerst zeige ich der Enfield einige meiner Lieblingsplätze wie diese Wanderhütte mitten im Kirtorfer Wald.

Oder auch das Antrifttal und den schönen See an der Staumauer bei Seibelsdorf. Auch an einem Samstag ist um diese Zeit hier noch nicht viel los.

Nach 40 km hat sich die Öltemperatur auf diesen Wert eingepegelt und das wird sich heute während der gesamten Fahrt nicht mehr gross ändern. Scheint mir eine gesunde Öltemperatur zu sein.

Weiter nach Münch-Leusel an das Rückhaltebecken der Schwalm. Bisher hat die Enfield nicht gemuckt und ist prima gelaufen – mit immensem Spassfaktor. Auffällig ist, dass der Motor kalt extrem ruhig und leise läuft, aber in warmen Zustand deutliches Ventilklickern zeigt. Normal?

Jetzt verlassen wir den Vogelsberg und ziehen durch die Schwalm bis an den Rand des Knüllgebirges. Ich vermute stark, dass die Enfield unter ihrem Vorbesitzer den Vogelsberg nie verlassen hat.

Vom Knüll gehts zurück in die Schwalm und weiträumig von hinten zurück ins Antrifttal. Ich kann nicht aufhören zu fahren und habe die 100 km längst überschritten.

Am Dreiherreneck in Richtung Neustadt raste ich einen Augenblick. Die Fahrt war immer noch pannenfrei, die Schalterei klappt meist sehr gut, aber manchmal hakelt die Schaltung stark. Hoffe, es ist nur eine Getriebeeinstellung.

Schlösser und Enfield – das passt natürlich zusammen und deshalb besuchen wir kurz Schloss Schweinsberg. Nun gehts über Homberg und die Rabenau zurück nach Mücke. Damit haben wir heute 180 km zurückgelegt, es gab keine Panne und die Enfield hat sich von der besten Seite gezeigt. Kann nur hoffen, dass es so bleibt.

Gegen 14:00 bin ich wieder in Mücke und total entspannt und zufrieden. Verglichen mit der Planeta fährt die Enfield sich wesentlich moderner. Das dürfte zum grossen Teil an den richtig runden Felgen und den recht ordentlich arbeitenden Federelementen liegen – alles DInge, mit denen die Planeta nicht punkten kann. Aber das herrlich archaische Fahrgefühl bieten sie beide und ich weiss jetzt, dass diese Art von Motorrädern die richtige für mich ist.

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