An die Quelle

Was für ein Herbsttag – beinahe zu schön, um wahr zu sein. Dunkel kann ich mich an Jahre erinnern, in denen solche Herbsttage völlig normal waren – in diesem Jahr allerdings gabs bisher nicht allzu viele davon.

Da fallen mir meine Fahrten Anfang der 70er Jahre mit meiner Maico ein, mit der ich im Herbst quasi täglich durch das nördliche Ruhrgebiet und das Münsterland gekurvt bin – wunderbare Fahrten waren das, die ich jetzt mit meinen Enfields aber ebenso erlebe.

Aber gut, Schluß mit dem tuntigen Geplänkel und rauf aufs Krad. Meine Wahl fällt heute auf meine No.1, die Graue, die ich Punkt 14:00 ins Leben kicke. Ein rechter Plan für die Tour existiert nicht, aber es reicht, dass ich einfach durch den Herbst bollern möchte.

Über die kleinen Straßen des Feldatals schlängele ich mich durch die Wälder von Maulbach und Dannenrod in Richtung Westen auf das Marburger Land zu. Hier habe ich gerade die Homberger Wälder verlassen und …..

….. habe einen schönen Blick auf Schweinsberg, Amöneburg und die Lahnberge nahe Marburg. Und tatsächlich fühle ich mich ein bisschen wie 1972 auf dem Sattel meiner M250B in den Baumbergen und der Hardt im Münsterland. Eine kleine Zeitreise also.

Nachdem ich ein wenig durchs Amöneburger Becker gekurvt bin, drehe ich ab in Richtung Lahnberge. Bei Rosdorf halte ich nach längerer Zeit mal wieder an der winzigen Kapelle am Ortsrand, wo ich …..

….. dann Zwiesprache mit meinem braven Krad halte. Die Graue bollert heute aber auch wirklich besonders schön.

Und dann bin ich mal wieder an der Quelle, nämlich an der Elisabethenquelle nahe Schröck. Ich nehme einen Schluck vom frischen Quellwasser und dann entdecke ich hoch oben sogar noch ein bisschen was vom Indian Summer.

Insgesamt ist der Indian Summer in diesem Jahr eher sparsam mit seinen Farben, zumindest im Vogelsberg und den angrenzenden Landschaften. Aber hier, am Rande der Lahnberge, ist doch noch etwas davon zu sehen.

Dann reise ich weiter am Fuße der Lahnberge entlag, bis ich dann in Richtung Moischt und Heskem abdrehe und dann den Ebsdorfergrund in seiner gesamten Länge (oder Kürze) durchfahre.

An den Drei Höfen bei Roßberg – nicht Rosdorf – dann der letzte Halt bei schon langsam untergehender Sonne. Nach wunderbaren 120 Kilometern ist dann meine Maico-Revival-Tour beendet. Allerdings wie so oft im Herbst kommt auch etwas Melancholie auf, denn viele solcher Tage wird es wohl im Jahre 2019 nicht mehr geben. Aber vielleicht geht ja morgen noch was.

Zuhause dann suche in in meinen Computer-Bildarchiven nach Fotos meiner Maico – und werde natürlich fündig. Damals fand ich ja, dass die Maico optisch durchaus ein ganz kleines bisschen was Englisches hatte: Der runde Tank, die Stufensitzbank, die Maico-Embleme, die beinahe nach Matchless aussehen, das kleine Rücklicht, die flache Lampe – alles a little bit british. Der Zweitaktmotor dagegen hatte natürlich rein gar nichts Englisches.

War schon ein ganz nettes Motorrad, was ich mir damals zurecht gebastelt habe: Lackierung in metallic-gold – naja, aber schnittiges Yamaha-Rücklicht, flache Suzukilampe, sportliche Kotflügel, separater Tacho, Magura-Kurzub-Gasdrehgriff, eine blaue Bosch-Zündspule – heute würde ich sagen: Ganz schön verbastelt. Aber damals fand ichs OK.

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