Scharfzeichner

Dieser heutige Tag ist wirklich erstaunlich! Es ist relativ warm, ein bisschen sonnig, trocken und die Luft ist glasklar. Die Weitsicht ist extrem gut und alles erscheint viel näher als sonst und dazu noch wie mit dem Scharfzeichner von Freehand bearbeitet.

Kein Wunder, dass ich mich an so einem Tag aufs Motorrad setze und 150 Kilometer durch Vogelsberg, Wetterau und Kinzigtal bollere. Das Werkzeug meiner Wahl dafür ist die schwarze Enfield, meine No. 2.

Wie so oft habe ich auch heute keinen Plan, wohin ich fahren soll. Also gehts erst einmal planlos durchs Horlofftal. Das man von von hier aus das Bergnest Stornfels sieht, ist ja nicht neu, aber so nah wie heute ist es wirklich selten. Wie sang schon der alte Bob Dylan: „The heaven never seems so near“

Mittlerweile weiß ich auch so ungefähr, wohin ich will: Vorbei am Seemental und weiter ins schöne Kinzigtal. Bei Hettersroth bin ich schon fast im Main-Kinzig-Kreis und raste kurz an diesem Windpark. Hier war ich bereits 2006 mit meinem Rotax-Gespann, und da war die Anlage gerade in Betrieb gegangen. Hier oben weht aber auch ein ordentlicher Wind und entspreche3nd drehen sich alle Räder.

Auch hier oben ist die Sicht gigantisch klar, nur der Weitblick ist durch die Höhenzüge beschränkt. Ist aber trotzdem sehr schön hier oben.

Weiter unten im Tal befinden sich zwei Freigehege mit Schafen, die von einem Trupp anatolischer Hirtenhunde perfekt bewacht werden. Hab schon damals, also 2006, die erstaunlichen Fähigkeiten dieser Riesenhunde bewundert. Die machen das besser als jeder Schäfer, und die Herden sind garantiert auch sicher vor Wölfen.

Dann fahre ich kurz nach Birstein hinein, finde aber seltsamerweise keine Cafe, dass mich anlockt – nur Dönerläden. Aber gut, mach ich noch eben ein Foto der sehr speziellen evangelischen Kirche und …..

….. schaue mir ein paar enge Gassen in der Altstadt an.

Von Birstein aus nehme ich wieder Ziel in Richtung Vogelsberg und komme dabei durch Radmühl, das Dorf, durch das seinerzeit die Grenze zwischen Preussen und Hessen verlief. Dann weiter über Freiensteinau fahre ich vorbei am Niedermooser See mit Ziel Obermooser Teich. Möchte doch sehen, ob der Teich inzwischen wieder Wasser führt.

Black & White: Die schicke Vespa Primavera und meine Enfield geben ein hübsches Paar ab. Mit dem Vespafahrer führe ich ein nettes Gespräch – so von Vespafahrer zu Vespafahrer.

Wie man sieht, ist der Obermooser Teich immer noch ohne Wasser, dafür aber toll zugewuchert von feinsten Gräsern, die soeben von mehreren Landwirten gemäht werden. Das gibt sicher noch eine gute Ladung Heu für den Winter.

Über die Herrchenhainer Höhe geht es dann hinab in Richtung Schotten. Nahe Breungeshain habe ich dann einen unerhörten Blick ganz weit ins Land hinein. Ich erkenne das Gladenbacher Bergland, den Gleiberg bei Gießen, den Großen Feldberg im Taunus und die Skyline von Frankfurt – alles mit einem Blick und messerscharf. Leider vergesse ich vor lauter Staunen das Anhalten, was ich dann späte auf der Anhöhe bei Betzenrod nachhole.

Von hier aus ist der Blick nicht ganz so spektakulär wie von Breungeshain aus, aber die Frankfurter Hochhäuser sind dennoch prima zu sehen. Das bringt meine klein Digitalkamera mit ihrem lächerlichen Zoom natürlich nicht rüber. Aber man kann die Wolkenkratzer schon erkennen.

Heute bin ich mal wieder so richtig froh, hier im Vogelsberg zu leben. Ist schon eine wunderbare Landschaft. Dann gehts die restlichen 20 Kilometer nach Hause, wobei es jetzt, gegen 18:00, auch schon wieder recht frisch wird. Aber meine kleine Reise heute war einwandfrei.

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