Benzinkalamitäten: M14x1,25

Nach zwei herrlichen Herbsttagen kommt am heutigen Sonntag tatsächlich die unfreundliche Seite des Herbstes: Dauerregen im Vogelsberg. War ja auch genau so vorhergesagt.

Passt mir aber ganz gut, so kann ich einen Schraubertag einlegen. Beschäftigen werde ich mich also heute mit dem Benzinhahn an der Grauen, meiner No.1.

Auf der letzten Fahrt habe ich den Tank so leer wie möglich gefahren, damit das Ablassen des Benzins nicht so lange dauert. Grund der heutigen Aktion ist, dass ich auf den letzten Fahrten den Eindruck hatte, dass bei Vollast zu wenig Sprit ankommt. In Verdacht habe ich da den Benzinhahn, der womöglich verdreckt ist oder aber generell einen zu geringen Durchlass hat. Wir werden sehen.

Also Sprit ablassen und den alten Benzinhahn heraus schrauben. Dummerweise hat mein Tank ein für die Enfield ungewöhnliches Gewinde, nämlich M14x1,25, also Zündkerzengewinde. Aus den Unterlagen des Erstbesitzers konnte ich entnehmen, dass ein Enfield-Händler im Saarland den Tank entsprechend umgebaut hat: Einfach und brutal das M14x1,25er Gewinde in den Stutzen geschnitten. Damit fallen alle Benzinhähne, die sich für die Bullet als geeignet erwiesen haben, aus dem Raster. Und das Angebot an geeigneten Benzinhähnen mit Kerzengewinde ist sehr klein. Schöner Mist. Aber aus der mechanischen Werkstatt in Ilsdorf habe ich 3 Adapter von M14x1,25 auf M10x1 bekommen. Und Hähne mit diesem Gewinde gibt es jede Menge. Hab mir natürlich für die heutige Aktion schon ein paar passende Hähne besorgt, und zwar aus China und Italien.

Hier mein Arsenal an Benzinhähnen, die für die graue Bullet geeignet sind. Etliche Hähne mit M10x1 Gewinde, aber auch ein paar mit Zündkerzengewinde.

Eigentlich ist dieser Hahn aus China mein Favorit: Seitlicher Abgang, drei Stellungen und ein ordentlich dicker Anschluß für den Benzinschlauch. Also alles gut – bis ich feststelle, dass von den drei Stellungen zwei für OFF sind. Das Ding hat also keine Reservestellung, obwohl die so beschriftet ist. Da haben die Chinesen vergessen, ein paar Bohrungen zu setzen.

Für die unterschiedlichen Hähne liegen ein paar Meter Benzinleitung in allen Stärken bereit.

Nachdem der Chinahahn also entfällt, nehme ich den italienischen OMG-Hahn. Der hat auch wirklich drei Stellungen, dazu schöne Rastungen, aber leider einen ziemlich dünnen Schlauch-Anschlussstutzen. Trotzdem setze ich den Hahn zusammen mit dem Ilsdorfer Adapter ein, nachdem mein Tank mittlerweile leer gelaufen ist.

Nachdem der neue Hahn montiert und der Tank wieder aufgefüllt ist, zeigt sich leider, dass der Benzinhahn nicht dicht zu bekommen ist. Die Abdichtung zum Adapter erfolgt mit einem kleinen Blechbecher, in den ein O-Ring gelegt ist. Und diese Stelle wird einfach nicht dicht, egal wie fest oder weniger fest ich den Hahn in den Adapter schraube. Schöner Mist.

Ich versuche noch einen ähnlichen Hahn vom gleichen Hersteller, dann …..

… einen dritten, ersetze den O-Ring durch Dichtungen aus Alu, Kupfer, versuche es mit Usit-Ringen – alles vergeblich. Nach relativ kurzer Zeit drückt es immer wieder Benzin aus der Dichtstelle. Muss ich erwähnen, dass für jeden Versuch erneut das Benzin abgelassen werden muss? Kein Wunder, dass mittlerweile die Werkstatt intensiv nach Sprit stinkt.

Irgendwann weiß ich mir keinen Rat mehr und gebe auf. Anstelle der hübschen und kompakten Hähne mit seitlichem Abgang baue ich einen Hahn mit M14x1,25 Gewinde ein, den ich aus Österreich bestellt habe. Von der Bauart her ist es der gleiche Hahn, wie er ursprünglich verbaut war. Nur ist dieser neu und hat sichtlich bessere Durchflussdaten. Nur schöner ist er leider nicht. Allerdings ist dieser Hahn auf Anhieb dicht und versorgt den Motor 1a mit dem teuren Sprit.

Da habe ich also an diesem verregneten Sonntag 4 Benzinhähne ausprobiert, dazu mehrere Dichtungsvarianten, hab zig mal das Benzin abgelassen und wieder eingefüllt, stinke wie ein Tankwart einer Minol-Tankstelle – und am Ende des Tages ist quasi der gleiche Hahn eingebaut wie vorher. Ein toller Erfolg!

Immerhin aber ist durch das häufige Sprit ablassen einiges an Rostkrümelchen aus dem Tank gekommen. Beim Wiedereinfüllen hab ich den Sprit natürlich gefiltert, so dass der Tank insgesamt doch ein wenig sauberer geworden ist. Aber dass ich dafür den halben Sonntag verplempert habe – also nee, das war keine Glanzleistung.

Fast genau so wie vor 5 Stunden – aber eben nur fast. Jetzt fehlt noch ein schöner garuer, aber regenfreier Tag, um den neuen Sprithahn zu überprüfen.

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