Aktuell kein Niederschlag in Sicht

Das sagt mir wetter.com, als ich heute nach der Wettervorhersage schaue. Wetter.de dagegen droht mit einer hohen Regenwahrscheinlichkeit für den Rest des Tages.

Also studiere ich sorgfältig den Trend für die kommenden Stunden auf wetter.com und entscheide mich anschließend für einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung. Eine klitzekleine Aktion vom Vormittag hat mir nämlich vor Augen geführt, dass ich schon tagelang nicht mehr zum Fahren gekommen bin: Die Überstellung der 650er Raptor von Marcus innerhalb von Buseck. Waren zwar nur 3000 m, und die noch mit Umweg, aber der Hinweis ist klar: Fahre!

Außerdem sind da drei weitere Faktoren, die einen kleinen Ausritt quasi fordern:

  1. weil ich (bis auf die Raptoren-Umsetzung) in meinem Lieblingsmonat noch keine Meile gefahren bin
  2. muss ich jetzt ernsthaft prüfen, ob der Wechsel der Zylinderkopfdichtung erfolgreich war und
  3. gilt es, die Funktion der Powerbox im Fahrbetrieb zu überprüfen.

Und so kommt es dazu, dass ich an diesem kalten, stürmischen und unfreundlichen Samstag um 14:00 mit 2 Kicks meine schwarze Enfield starte und mich auf den Weg mache – auf den Weg in Richtung Wetterau. Ihr wisst schon: Immer in der Hoffnung, dass es dort einen Tick wärmer ist als im Vogelsberg.

Zuerst begebe ich mich auf die B276 zwischen Laubach und Schotten – ja, es ist diese berüchtigte Raserstrecke. Aber es ist Oktober, die Saisonfahrer sind von der Straße und das Wetter ist auch nur mäßig. Habe also die berechtigte Hoffnung, die wunderbare B276 für mich alleine zu haben. Und genau so ist es! Mit Geschwindigkeiten zwischen 80 und 90 bollere ich völlig entspannt nach Schotten.

Von Schotten aus nehme ich die Nebenstrecke in Richtung Gedern unter die Heidenau-Reifen der Enfield. Nach etwa 35 Kilometern erreiche ich Gut Zwiefalten, wo es den ersten Stopp gibt.

Ein Blick auf den Zylinderkopf zeigt mir: Alles trocken! Die ersten Kilometer hat die Dichtung also schon mal gehalten.

Während dieser ersten 35 Kilometer habe ich natürlich ganz besonders das Amperemeter und das Voltmeter beobachtet. Und ich muss sagen: Die Powerbox der englischen Firma Boyer-Bransden arbeitet und regelt fantastisch. Schon die originale indische Anlage, bestehend aus Gleichrichter und Regler, hat nicht übel gearbeitet. Im Vergleich mit der Powerbox jedoch war das jämmerlich! Bereits bei geringen Drehzahlen und immer mit vollem Licht stehen fast 100%ig konstante 13,8 Volt an. Ja, so muss ein guter Regler arbeiten.

Ich schaue noch ein wenig in der Gegend herum und dann geht es auch schon weiter. Mit Funktionsunterwäsche, Lederjeans und der Polo-Thermoboy-Jacke bin ich für den heutigen Tag perfekt gekleidet. So gut, dass das Fahren sogar richtig Spaß macht und die Kälte nirgendwo durch kommt. Sehr gut.

Das führt dazu, dass ich nun über Hirzenhain in das Gebiet zwischen Nidda, Ranstadt und Ortenberg fahre: Lißberg, Schwickartshausen, Fauerbach, Wallernhausen, Bellmuth, Eckardsborn, Wippenbach – eine wundervolle Landschaft mit kleinsten Sträßchen, die meisten davon in 1A-Zustand. Und dazu so gut wie kein Verkehr. Das Fahren dort macht einen Mordsspaß, und da werde ich mir demnächst einen netten Rundkurs zusammen zimmern. Heute aber lasse ich mich einfach treiben.

Später in Nidda setze ich mich auf dem Marktplatz kurz auf eine Bank und lasse die kleine Runde nachwirken. Dabei bollert dann eine kleine Gespanntruppe mit Krefelder Kennzeichen vorbei. Auf einen Cappuccino in einem der Lokale am Platz habe ich heute keine Lust, lieber fahre ich noch ein paar Meilen.

Kurz hinter Nidda sehe ich doch tatsächlich ein paar Regentropfen auf dem Visier. Ich will mein Glück ja nicht versuchen und halte deshalb auf Ulfa zu, da bin ich schon mal in der richtigen Richtung. Auch hier gibt es einen schnellen Kontrollblick auf die Zylinderkopfdichtung – sie hält immer noch dicht.

Im Horlofftal ist dann schon von den Regentropfen nichts mehr zu sehen, so dass ich auf meiner persönlichen Obstwiese mit Blick auf Stornfels doch noch ein Päuschen einlege.

Hier lege ich sogar einen kleinen Spaziergang ein, den ich soeben wieder beendet habe – es geht weiter.

10 Kilometer von Zuhause dann ein letzter Stopp. Der Grund ist, dass ich mir eingebildet habe, hier deutliche Zeichen des Indian Summer gesehen zu haben. Aber das war eine Täuschung und wie so oft verschwinden die bunten Wälder wieder, sobald ich näher komme. Vielleicht gibt es ja doch noch einen richtigen goldenen Oktober. Das wäre schön.

Nach runden 100 Kilometern ist meine kleine Fahrt dann beendet. Ich bin wieder zufrieden und mit der Welt im Reinen, habe nicht gefroren, die Zylinderkopfdichtung hat gehalten und die Powerbox hat wunderbar geregelt. Was will ich mehr! Und wenns morgen vielleicht nochmal so schön ist wie heute, dann klappts sogar mit dem DGR, dem Distinguished Gentlemans Ride in Gießen. Das wäre dann das i-Tüpfelchen auf diesem Wochenende.

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