Irgendwas ist immer

….. und das besonders im Umgang mit meinen beiden indischen Ladies. Beim Fahren haben sie mich zwar bisher mit größeren Überraschungen verschont, aber beim Schrauben – ist halt immer irgendwas.

So auch heute. Denn an diesem Sonntag werde ich Schrauben, da kann das Wetter noch so gut sein. Da ist nämlich eine Sache, die ich bei meiner schwarzen 500 ES schon von Anfang an vor mir her schiebe – und zwar die Zylinderkopf-Dichtung. Die suppt, nicht allzu viel, aber immer und regelmäßig. Und jetzt reichts und ich werde diese Operation angehen.

Gestript ist die Bullet relativ schnell, obwohl ich auch da ein wenig kämpfen muss, und zwar mit der dicken Mutter der vorderen Motorbefestigung. Die hält nämlich auch den Krümmer. Hier dreht sich der Bolzen mit und an die Gegenmutter ist schlecht heran zu kommen – wegen des inneren linken Seitendeckels, der ursprünglich den Anlasser beherbergt hat. Wenn ich die passenden Teile hätte, würde ich diesen Deckel gegen einen ohne den Anlasserflansch tauschen. Aber diese sind schwer zu bekommen.

Ventildeckel und Kipphebel lassen sich fast ohne Probleme entfernen, lediglich zwei der Ventildeckelbolzen drehen sich mit heraus. OK, ist eigentlich kein echtes Problem.

Aber jetzt beginnts! Ich löse die 4 inneren Zylinderkopfmuttern und die beiden aussenliegenden Bundmuttern. Das heisst, ich versuche es. Denn eine der beiden äusseren Muttern (die an der Zündkerze) rührt sich keinen µm. Ich meine, das ist eine läppische M8-Mutter, die muss doch zu lösen sein. Aber weit gefehlt! Die Mutter scheint mit dem Stehbolzen wie verschweisst zu sein und widersteht selbst dem Druckluft-Schlagschrauber.

Dann rücke ich der Mutter mit Hammer und Meißel zu Leibe und versuche, sie vorsichtig zu sprengen. Möchte nämlich nicht den Stehbolzen beschädigen.

Nach einer Stunde habe ich die Mutter so weit gesprengt, dass ich sie mit dem Meißel ausdrehen kann. Und tatsächlich belibt der Stehbolzen ohne Schaden. Puh, Glück gehabt.

Wie kann eine so kleine lächerliche Mutter mir das Leben derart schwer machen.

Dafür bekomme ich den Zylinderkopf überraschenderweise recht leicht ab. Ein paar leichte Schläge mit Gummihammer und einem Holzstück gegen die Flansche von Vergaser und Auspuff und voila, schon ist der Kopf herunter.

Das ist die alte Kopfdichtung, und sie hat am hinteren Stößelrohr, aber auch flächig an der rechten Seite durchgeblasen.

Als weitere Überraschung, aber als positive, bekomme ich die Unterlegscheiben recht leicht aus dem Kopf heraus. Da waren sicher schon die verbesserten Scheiben von Hitchcocks drin. Aber verdrückt sind sie trotzdem und so kommen sie neu.

Jetzt reinige ich die ausgebauten Teile, entferne Ölkohle im Brennraum und auf dem Kolben und setze dann eine neue Kopfdichtung ein. Ich entscheide mich für eine moderne Compound-Dichtung, obwohl es da aus dem Forum teilweise schlechte Kritiken gibt. Aber ich möchte es versuchen. Also neue Dichtung montiert, den Zylinderkopf aufgesetzt und dann die 6 Kopfmuttern schön stufen weise mit 15, 20, 25 und zum Schluß mit 28 Nm angezogen. Dabei ist mir jedesmal mulmig, denn ich spüre, wie der Stahl beim Anziehen weich wird und die Stehbolzen in die Länge gezogen werden. Aber das klappt heute einwandfrei.

Dann wird aufgeräumt und der Arbeitstag beendet. Den Rest erledige ich morgen oder übermorgen – manjana.

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