Oldtimer in Schwarzenborn

Schon seit gestern ist mir klar, daß ich heute erneut eine Runde mit der grauen No.1 unternehmen werde, und zwar schon am Morgen. Und genau so passiert es auch: Um 9:00 bin ich auf der Straße in Richtung des schönen Knüllgebirges.

Das Wetter ist ähnlich wie gestern, vielleicht noch einen Tick kühler, auf jeden Fall aber sehr angenehm.

Über das Feldatal, den Kirtorfer Wald und das Antrifttal halte ich auf die Schwalm und weiter auf den Knüll zu. Dass unterweg die Straße durch den Kirtorfer Wald komplett bis Kirtorf gesperrt ist, stört wenig, denn ich fahre einfach in und durch die Baustelle, wo ich dann völlig allein und einsam die 8 Kilometer bis Kirtorf abspule. Ein PKW, der mir folgt, muss nach wenigen Kilometern aufgeben, weil die Absperrungen für das Auto zu eng sind. Mir egal, ich komme jedenfalls prima durch.

Über 70 Kilometer und bis hoch hinauf aufs Knüllköpfchen fahre ich nonstop, es gibt keine Fotoshootings, keine Trinkpause, keine Pinkelpausen – nur Fahren. Die gute, alte No.1 läuft aber auch besonders schön an diesem Morgen. Erst hier am Knüllteich und damit kurz vor Schwarzenborn halte ich kurz an.

Heute verzichte ich auf den meist obligatorischen Besuch an der Knülljause und fahre ein Stückchen weiter nach Schwarzenborn, wo heute die Daimler-Benz-Freunde Schwarzenborn eine Oldtimerveranstaltung abhalten. Schon auf den letzten Kilometern sind etliche alte Käfer, Ford, Opel und gar Amischlitten in meine Richtung gefahren. Also keine reine Mercedes-Show, was mich etwas beruhigt: Das wäre mir zu öde.

In Schwarzenborn folge ich einfach irgend einem alten Auto und lande im Dorfkern um das DGH herum. Und ich bin beeindruckt: Eine so schöne Oldie-Veranstaltung habe ich lange nicht erlebt! Der Ortskern ist komplett in das Event mit einbezogen, und das macht diese Veranstaltung ungemein lebendig. Die 3 € Eintritt ist dieses Ereignis mir auf jeden Fall wert. Obwohl ich wahrscheinlich mit der Enfield kostenlos aufs Gelände gekommen wäre, parke ich etwas ausserhalb. Will ja nicht sooo lange bleiben.

Einfach klasse: Du spazierst durch den Ortskern und überall parken Oldtimer. Kein Gedränge, das macht einfach nur Spaß. Gratulation an die Daimler-Benz-Freunde Schwarzenborn zu dieser gelungenen Veranstaltung.

Links oder rechts – egal, ich komme immer ans Ziel.

In der Hofeinfahrt parkt der alte Ponton-Benz, natürlich auf Weißwandreifen.

An dieser Straße befindet sich der Motorrad-Parkplatz, und gleich am Anfang staune ich über die wunderbare NSU T501 – das ist ein Eintopf nach meinem Geschmack.

Ein schönes BMW R60 Schwingen-Gespann mit dem Steib S350.

Und mehr Eintopf: EIne Moto Guzzi Falcone, eines meiner Lieblingskräder. Der Besitzer will gerade den Ort verlassen und beweist dabei, dass auch ein italienisches Motorrad ein One-Kick-Wonder sein kann. So muss das!

Nochmal Moto Guzzi: Eine frühe V7 in traumhaftem Zustand.

Natürlich sind auch NSU Mäxe vertreten, meine Lieblingskräder der 50er Jahre: Links eine Supermax, rechts eine Spezialmax.

Wunderbare Wehrmachts BMW als Seitenventiler.

Nochmal die Supermax, von der ich mich nur schwer trennen kann. Die Max ist mit verschiedenen Chromteilen aufgewertet worden, und obwohl es so etwas vom Werk nie gegeben hat, passt das sehr schön in die damalige Zeit. Eben zeitgenössisch.

Das passt: Willys und Fahrer in Uniform.

Die rasante Quckly und die schicke Lady: Ein Schnappschuss aus den 60er Jahren.

Man kann sogar ein bisschen was kaufen, z.B. die 350er Jawa mit dem Zweitakt-Spruzz.

Eine kleine Wiese ist für die Traktoren reserviert.

So schön, aber auch so klein ist ein richtiger Mini, kein Retro-Fahrzeug von BMW.

Hier treffen Alt und Neu direkt aufeinander.

So ein Morris Traveller, das wäre noch was für Vaters Sohn.

Aber selbst über einen „trivialen“ Opel Rekord Kombi wäre ich sehr, sehr glücklich.

Ein unbezahlbarer Samba-Bus.

Schön und bei uns selten: Rover 105.

Interessante Fahrzeug-Mischung.

Diese Veranstaltung bewegt sich qualitativ schon etwas in Richtung Golden Oldies, und das macht die Sache gleich viel spannender.

Schon zu seiner Zeit ein Traumwagen, und heute erst recht: Der AC Cobra.

Meterweise glänzender Lack und Chrom.

Dagegen wirkt der Adenauer-Benz schon fast schlicht.

Zuerst dachte ich, das wäre das Sahneschnittchen von Renault. Ist aber ein Fiat, aber dennoch …..

….. bietet die Dame des Hause Sahneschnittchen an, natürlich selbst gemacht.

Sportwagen vorm Eigenheim, der Traum von 1965.

Karmann Ghia ist heute gut vertreten.

Hier kann ich mir den schönen Käfer betrachten und bei der Dame selbstgehäkelte Socken erstehen – wahrscheinlich Retrosocken.

Ein VW 1500 Kombi – hatte ich seinerzeit nacheinander zwei Stück davon. Seitdem zweifel ich aber an der Fähigkeit von VW, vernünftige und haltbare Motoren bauen zu können.

Ein Traum ist dieser Peugeot 203 mit seiner herrlichen Patina.

Keine Oldtimer-Veranstaltung ohne ein T-Modell von Ford, einer Thin Lizzy.

So könnte ein Picknick im Knüllgebirge 1966 ausgesehen haben.

Kein Problem für einen Käfer, so einen kleinen Wohnwagen durch Europa zu ziehen.

Auch drüben gab es herrliche Fahrzeuge, wie dieser Wartburg Kombi beweist. Trotz der Nähe von Schwarzenborn zu Thüringen sind hier nur relativ wenige Fahrzeuge aus der DDR zu sehen. Da geht noch was.

Das musste irgendwann kommen: Ölfässer perfekt als Stehtisch aufgearbeitet.

Groß: Der Opel Admiral.

Und klein: Das Gogomobil.

Ein standesgemässes Kommunikationszentrum dieser schönen Veranstaltung! Von hier aus gibt es zeitgenössische Musik, also Rock’n Roll, oder auch fachkundige Kommentare zu den Fahrzeugen.

Wunderbare englische Roadster von MG und Triumph. Besonders der MGB links hat es mir angetan: Ein herrliches Cabrio.

Und dazu wartungsfreundlich! Hier kommst Du überall locker ran, und als ehemaliger MGF-Fahrer weiß ich, wovon ich rede.

Nochmal Rover, erstaunlich häufig auf dieser Veranstaltung.

Nochmal Groß und Klein: Zwerg- und Großpudel begegnen sich.

Auch der Vogelsbergkreis ist vertreten! Dieses schöne Opel Olympia Cabriolet ist mir schon auf mehreren Veranstaltungen begegnet.

Jetzt habe ich eine große Runde hinter mir und komme erneut zu den Motorrädern. Das macht aber nichts, denn Kräder wie die T501 könnte ich stundenlang anschauen.

Außerdem lebt diese Veranstaltung und ist ständig in Bewegung. So ist beispielsweise diese traumhafte R90S dazu gekommen.

Auch die NSU Max ist mir einen weiteren Besuch wert.

Nach fast drei Stunden halte ich nun langsam auf den Ausgang zu. Mittlerweile ist mir in den Motorradklamotten doch ganz schön warm geworden. Es strömen immer noch weitere Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen aufs Gelände. Wie gesagt: Alles ist im Fluss.

Ich verfolge noch ein paar Minuten das rege Kommen und Gehen.

Das Grau der alten Viktoria KR ist heute ja wieder total en vogue.

Mit dem Einlaufen des gewaltigen Cadilac verlasse ich dann diesen schönen Ort wieder. Ich kanns nur wiederholen: Für dieses wunderbare Event gebührt den Daimler-Benz-Freunden Schwarzenborn allerhöchstes Lob. Eine schönere Oldtimer-Veranstaltung habe ich wirklich noch nicht besucht – und ich war auf nicht wenigen.

Ich verlasse das schöne Schwarzenborn und die gelungene Oldie-Show nun ich Richtung Hülsa, wo auf einer Anhöhe einer meiner Lieblingsplätze ist: Ein Bänkchen in den Büschen mit einer kleinen Tafel mit Gedicht für den Wanderer. Aber dieser Ort ist nicht mehr zugänglich: Dicke Leitplanken versperren ihn. Mist, also weiter im großen Bogen zum Spiess nahe Spiesskappel, meinem zweitliebsten Ort im Knüll.

Aber auch hier habe ich kein Glück: Der Spiess, ein alter Wachturm am Waldesrand, ist von einer Gruppe Radfahrer besetzt. Hab ja nix gegen Radfahrer und bin zeitweise selber einer, aber für eine ruhige Rast ist das natürlich nicht optimal.

Also muss hier eine Pinkelpause reichen, und dann geht es über Ziegenhain zurück in die Schwalm.

Auch hier habe ich einen Lieblingsort, und zwar hier zwischen Merzhausen und Holzburg. Jetzt habe ich Glück und genieße eine Ruhepause mit Wasser und Bounty-Riegel.

Ein halbes Stündchen später geht es weiter. In Schwarzenborn hat die Bullet beim Wegfahren ein wenig gezickt und wollte nicht gleich anspringen. Hier aber ist die Welt in dieser Hinsicht wieder in Ordnung.

Ein letzter Blick in Richtung Schwalm und nur wenige Kilometer später bin ich wieder im Vogelsberg.

Den letzten Aufenthalt gibt es in Heidelbach beim Motorradladen. Früher wurde hier Moto Guzzi verkauft und gewartet, jetzt gibt es schicke Roller vom Kymco, sehr schöne E-Bikes in Retrofarben von Raleight und interessante Motorräder von Malaguti und Benelli, wovon mir ganz besonders die 500er Leoncino gefällt: Ein schicker Twin, technisch und optisch durchaus ansprechend.

Nach weiteren 40 Kilometern bin ich dann wieder daheim. Meine No.1 hat mich heute ohne zu Mucken fast punktgenau 200 Kilometer weit getragen und dabei viel Freude bereitet. Und die Oldtimer in Schwarzenborn hätte ich auch nicht missen wollen. Hoffentlich ist das eine alljährliche Veranstaltung, dann komme ich sicher wieder.

Zu Hause lasse ich noch einmal das Getriebeöl ablaufen in der Hoffnung, dass damit die letzten Reste der Fettfüllung heraus gespült sind. Und wenn nicht, mach ich dass nach ein paar hundert Kilometern einfach noch einmal.

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