Nicht mit Ruhm bekleckert

….. hat sich heute ein Enfield-Schrauber vom Rande des Vogelsberges.

Was war geschehen? Nun, seit einiger Zeit ist das Standgas der grauen No.1 nicht mehr konstant. Ich muss häufig nachregulieren und das Standgas ändert sich sogar beim Lenkeinschlag nach links, da kann es sogar passieren, dass der Motor abstirbt. Die Ursache habe ich schon ermittelt: Es ist der Gaszug. Und trotz besten Wetters werde ich heute einen neuen Gaszug zusammen löten und einbauen.

Tank runter, Gaszug abbauen und den Vergaser entfernen – alles kein Problem.

Der aktuelle Gaszug ist zwar ziemlich neu und auch von mir selbst gefertigt, aber sowohl beim Bau des Zuges als auch bei der Montage habe ich ein wenig geschlampt. So habe ich den Zug so dumm verlegt, dass durch die Hitze des Zylinderkopfes die Aussenhülle beschädigt wurde.

Dann habe ich Endkappen aus dem Fahrradhandel benutzt – und die sind aus Plastik. Deshalb neigen sie dazu, sich zu stauchen und dadurch den Zug in seiner Bewegungsfreiheit zu behindern. Also ist klar: Ein neuer Zug muss gebaut werden, und diesmal vernünftig.

Mit dem wunderbaren kleinen Lötbad ist das Löten von Bowdenzügen wirklich ein Klacks. Nochmals meinen Dank an Claus, der mir dieses tolle Werkzeug vermacht hat.

Ich muss mir einfach mal merken, dass die Strebe zum Zylinderkopf bei der Grauen vor die Tanklasche gehört.

Der neue Zug gelingt sehr gut und ist ruckzuck montiert, dabei achte ich verstärkt auf gute und klemmfreie Verlegung unter dem Tank. Dann den Tank wieder montiert und den Motor gestartet, Standgas eingestellt und den Lenker nach links eingeschlagen – puff, stirbt der Motor ab. Und das ist 100%ig reproduzierbar. Also wieder herunter mit dem Tank und alles ganz genau überprüft. Ich finde zwar nichts, aber baue den Zug dann noch penibler ein als zuvor. Erneut Tank wieder montieren, Motor starten, Lenker einschlagen – das Standgas wird langsamer, bis der Motor wieder ausgeht.

Fünf mal mache ich dieses Spiel, und komme zu keinem Ergebnis: Lenker links einschlagen führt immer zum langsamen Absterben des Motors. Beim 5. Versuch bin ich sicher, dass der Gaszug nicht die Ursache sein kann und gehe bei der weiteren Fehlersuche streng systematisch vor.

Und damit komme ich dann recht schnell auf die wahre Ursache meines Problems: Es ist der Dekohebel! Den habe ich so mies verlegt und so schlecht eingestellt, dass er beim Linkseinschlag ganz wenig betätigt und so dem Motor die Kompression genommen wurde. Die Lösung ist jetzt natürlich banal: Etwas bessere Verlegung des Zuges und vor allem dem Zug mehr Spiel geben. Und schon passiert beim Linkseinschlagen des Lenkers nichts mehr – der Motor bollert schön weiter.

Da hab ich mich mit meinem Gewurschtel heute wirklich nicht mit Ruhm bekleckert! Andererseits: Wer kennt das nicht, dass man sich in einen Lösungsweg verrennt und quasi betriebsblind wird. Aber sei es wie es sei: Der Gaszug vorher war trotzdem schlecht und es ist OK, dass ich den gewechselt habe. Irgendwann hätte der garantiert Probleme gemacht. War also quasi vorbeugende Instandhaltung.

Jetzt muss sich natürlich im Fahrversuch zeigen, ob meine Aktion auch wirklich erfolgreich war.

Weil unter 50 Kilometern gar nichts geht, nehme ich mir eine Runde rund um Schotten vor. Da komme ich locker über mein Limit. Hier schaue ich gerade vom Rastplatz am Fuße des Hoherodskopfes über Schotten hinweg in Richtung Wetterau. Natürlich wird jetzt der Lenker in alle Richtungen eingeschlagen, aber bisher klappt das perfekt.

Etwas später halte ich an einem abgelegenen Platz nahe Busenborn. Auch hier führt der Lenkeinschlag zu nichts – das Maschinchen läuft 1A weiter.

Auch auf der Anhöhe nahe Wingershausen kann ich den Lenker einschlagen so oft und so weit ich will: Alles bleibt ruhig. Kurz darauf muss ich bei Kilometerstand 240 auf Reserve schalten – das erste mal an der Grauen. Bis jetzt hab ich immer frühzeitig getankt und bin nie an die Reserve gekommen.

Bei Rainrod lockt mich der Duft frisch gemähten Grases an diese Wiese und natürlich wird auch hier der Lenker eingeschlagen: Alles bestens.

Und ein bisschen Wasser muss auch sein, und sei es nur ein ehemaliger Bergwerksteich. Die Lenkereinschlagerei spare ich mir jetzt, denn nun bin ich sicher, den Fehler behoben zu haben. Heureka.

Nun gehts noch auf einen späten Kaffee nach Ilsdorf zu Reinhard und danach hänge ich noch die Runde Groß-Eichen-Höckersdorf-Bobenhausen- Sellnrod an. So wird am Ende des Tages dann doch alles gut, wir haben ein Problem weniger, ich bin mit mir wieder im Reinen und die Enfield hat über 90 Kilometer gezeigt, dass sie wieder prima funktioniert.

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