Immerhin: Mehr als 26.000 Km hat er gehalten, der Freilauf an der schwarzen Bullet.
Aus dem Enfield-Forum und aus meinen früheren Erfahrungen mit dem 500er Rotax-Motor weiß ich, dass der Freilauf eine der Schwachstellen bei den preUnit-Enfields ist. Hab ihn also immer schonend behandelt und deshalb gehofft, dass er lange halten würde. Hat er aber nicht, obwohl die 26.000 Km jetzt auch nicht soo schlecht sind.
Naja, jedenfalls ist er hin. Die ersten Anzeichen im Frühjahr konnte ich noch geflissentlich übersehen und die Zeichen ignorieren, aber auf der letzten Fahrt hat der Freilauf zwei mal für böse Geräusche beim Starten gesorgt, einmal beim Kicken, einmal beim E-Starten. Und diese Geräusche kann nur jemand ignorieren, der das Gemüt eines Fleischerhundes hat. Ich jedenfalls nicht.
Heute werde ich deshalb das komplette E-Starter-Geraffel entfernen. Und ob ich den Freilauf dann später erneuere und doch wieder mit E-Starter unterwegs bin, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Diese Saison aber werde ich die Enfield ohne E-Starter fahren, bin ich ja von meiner No.1 schon gewöhnt.
Nachdem ich die letzten Wochen immer am Boden kriechend oder auf winzigen Fußbänkchen hockend geschraubt habe, werde ich jetzt meine Motorrad-Bühne einsetzen. Manchmal verstehe ich mich selber nicht: Da steht eine Bühne in der Werkstatt und ich nutze sie nicht. Dafür tun mir dann nach einem langen Schraubertag auch alle Knochen weh. Aber damit ist jetzt Schluß, die schwarze Enfield kommt auf die Bühne.
Als erstes entferne ich den Elektrostarter, was ein ziemlich großes Loch im inneren Gehäusedeckel hinterlässt. Wie ich das wieder schliesse, muss ich mir noch überlegen.
Jetzt geht es auf die andere Motorseite, wo ich den Seitendeckel, die Lichtmaschine und den kompletten Primärantrieb entferne. Für die Kupplung habe ich zum Glück das passende Abzieh-Werkzeug.
Jetzt kann ich den inneren Gehäusedeckel entnehmen und den Freilauf sowie die Zahnräder des E-Starter-Antriebes ausbauen. Alle Zahnräder sehen aus wie neu, das ist gut. Sollte ich wirklich nur den Freilauf selber benötigen, werde ich irgendwann wohl doch zur Reparatur schreiten. Aber erst einmal kommt alles raus.
Hinter dem inneren Gehäusedeckel sieht es natürlich saumäßig dreckig aus – alles Schmodder vom Kette schmieren. Das wird jetzt mal gründlich gereinigt.
Eine halbe Stunde später sieht es hier schon viel freundlicher aus.
Bei der Gelegenheit habe ich erstmals die Chance, an den Neutralschalter zu kommen. Der ist hier im schlimmsten Dreck ohne jeden Schutz montiert, was dazu führt, dass bei Regen die Neutral-LED anfängt zu glimmen. Jetzt kommt hier eine Gummitülle auf den Anschluß des Schalters.
Der Primärantrieb ist wieder montiert und ebenso die Lichtmaschine. Habe eine neue Lima aus dem Fundus eingebaut, weil mir das AC/DC-System der originalen nicht gefällt. Da wird nämlich das Hauptlicht direkt über eine eigene Spule mit AC, also Wechselspannung versorgt. Und diese Mischung von AC und DC passt mir überhaupt nicht. Mal sehen, ob die Stromversorgung mittels reinem DC besser ist.
In dem kleinen Deckel des Anlassers befindet sich jetzt nichts mehr. Und das mit dem großen Loch kriegen wir später.
Die neue Lichtmaschine habe ich vor längerer Zeit mal direkt aus Indien bekommen – und sie liefert keine Spannung. Mist, jetzt kann ich erst mal auf Fehlersuche gehen. Aber heute nicht mehr, es ist Zeit für den Feierabend.
Beim Wechseln der Lichtmaschine habe ich gemerkt, dass der Rotor der 4-poligen Lima (AC/DC) etwas schmaler ist als an der neuen 3-poligen (reine DC). Das bedeutet, dass ich für den Stator auch andere, nämlich längere Distanzhülsen brauche. Sind zum Glück im Bestand. Und dann muss ich irgendwie heraus finden, wie die drei Leitungen Rot, Grün und Schwarz angeschlossen werden müssen. Ich vermute, dass Rot und Grün verbunden werden müssen, aber sicher ist das nicht. Natürlich ist die Lima ohne Dokumentation aus Indien geliefert worden. Ja ja, wer billig kaufen will, kauft manchmal zwei mal.