Eine Herausforderung

….. der besonderen Art steht mir heute bevor. Mein ehemaliger Arbeitskollege Uwe fährt ja schon ein paar Jahre ein Dnepr-Gespann, und da gab es kürzlich einen Kabelbrand.

Nun ist Uwe ja Elektriker, sogar Elektromeister, und so sollte eine Neuverkabelung nicht das große Problem sein. War es prinzipiell auch nicht, lediglich eine kleine Handvoll Problemchen traten auf, und die wollen wir heute zusammen beheben.

Nun habe ich ja in meinem langen Motorradleben noch nie an Russen geschraubt – halt, außer natürlich an meiner IZH Planeta. Aber eben noch nie an einem Russenboxer. Erschwerend oder auch erleichternd kommt dazu, dass in der Dnepr ein deutsches Herz schlägt, nämlich ein BMW R60/5 Motor. Und noch erschwerender könnte es sein, dass sich da bereits Generationen von Schraubern ausgelassen haben. Aber wir werden sehen, und bisher konnte noch jedes Elektrikproblem gelöst werden.

Aber bevor es an die Dnepr geht, muss ich in meiner eigenen Werkstatt ein kleines Drama beseitigen: In der letzten Nacht ist mein gestern frisch gefüllter Tank komplett leer gelaufen – mit dem Nebeneffekt, dass die Werkstatt penetrant nach Sprit stinkt. Was war geschehen?

Tja, da hatte sich der neue hochflexibele Silikonschlauch an der Schlauchklemme am Vergaser komplett durchgescheuert. Das allein war noch nicht schlimm, aber dazu hatte ich – was so gut wie nie vorkommt – vergessen, den Benzinhahn zu schliessen. Und so konnte über Nacht der Sprit quasi komplett auslaufen. Zum Glück stand die Enfield auf einer alten Matte, die jetzt natürlich satt vollgesogen war.

Da hiess es also Lüften, Matte raushängen, ordentlich durchkehren und wohlriechende Öle verteilen. Stinkt trotzdem immer noch wie an der Tankstelle. Da hilft wohl nur Warten.

Dann aber geht es nach dem Mittagessen nach Lauter zu Uwe.

Aber zuerst gehe ich auf eine 40 Kilometer-Tour mit der Grauen, das heisst, ich bewege mich spiralförmig auf Lauter zu, wo die Schrauberaktion an der Dnepr stattfinden wird.

Uwes Werkstatt mit den Holzbearbeitungsmaschinen kenne ich ja schon viele Jahrzehnte, aber jedesmal fasziniert mich der morbide Charme des alten Gehöftes aufs neue.

Lediglich 5 Minuten muss ich warten, bis Uwe erscheint – und wer ihn kennt, der weiss, dass das quasi eigentlich extrem pünktlich ist.

Der Meister öffnet die Pforten seiner Werkstatt, und …..

….. schon stehen wir vor dem Objekt der heutigen Aktion. Die Dnepr wurde ihres Beiwagens beraubt, was das Schrauben an der Elektrik deutlich vereinfacht.

Erst mal schauen, was bisher schon alles gemacht wurde. Ziemlich viel eigentlich, denn bis auf Elektrostarter, Killschalter, Zündung und Ladekontrolle ist alles erledigt und es funktioniert sogar.

Das ist nur vordergründig chaotisch, denn hieraus wird alsbald eine herrlich neue Ordnung entstehen.

Nach knapp 2 Stunden ist alles erledigt und wir haben alle Funktionen an der Elektrik. Uwe schwört, dass er das Ganze auch noch richtig schön verlegen wird – ich muss es wohl glauben. Und wenn die Maschine wieder zusammen ist und den neuen TÜV hat, werden wir mit unseren Alteisen mal gemeinsam eine kleine Tour machen. Haben wir eigentlich schon seit zig Jahren vor, aber man kommt ja zu nichts.

Das Schrauben an der russisch-deutschen Elektrik mit Uwe hat eigentlich richtig Spaß gemacht. Ich weiß schon, warum mir die Russenboxer schon immer sympathisch waren. Um den heutigen Spaß komplett zu machen, treibe ich meine brave Enfield nochmal runde 30 Kilometer durch die Gegend um Laubach und Schotten, dann erst bin ich wirklich zufrieden mit dem Tag.

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