Ein bisschen alte Heimat

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf war meine erste Station beim Umzug nach Hessen.

Von daher kenne ich Gegenden wie das Wohratal, den Burgwald, die Marburger Berge, das Amöneburger Becken und so ziemlich alle größeren Städte recht gut. Nachdem wir gestern mit unserer Altherren-Rollertruppe auf dem mir wohlbekannten Marktplatz in Kirchhain im Eis-Cafe gesessen haben, zieht es mich mit meiner Enfield No.1 noch einmal in diese Gegend. Insbesondere Rauschenberg, das Umland von Kirchhain und den Mikrokosmos zwischen Kirchhain und Stadtallendorf werde ich heimsuchen.

Das Wetter ist wie gestern noch einmal überirdisch: Schon vormittags ist die Kühle der Nacht verschwunden und es ist fast überall um die 25°C warm. Da reicht die sportlich-dünne Motorradbekleidung, um nicht zu frösteln.

Meine kleine Fahrt in die eigene Vergangenheit beginne ich im Feldatal, dann weiter im Homberger Umland, ich lasse Amöneburg links liegen und komme dann über Kirchhain in Richtung Rauschenberg.

Direkt hinter Kirchhain wird die Gegend wunderbar: Stausebach und Himmelsberg liegen idyllisch nur ein wenig abseits und doch weit weg vom Kirchhainer Trubel. Hier bin ich kurz hinter Himmelsberg und tauche gleich ein in ein Waldstück mit reichlich Serpentinen. Es ist quasi wie ein kleiner Pass über einen kaum spürbaren Hügel.

Das schöne, aber kleine Städtchen Rauschenberg hat eine gewisse Bekanntheit durch die Ansiedlung der Firma SW-Motech erlangt. Ich kenne die Firma seit langem und in diesen kleinen Gebäuden habe ich sie in Erinnerung.

Aber wie man sieht, hat SW-Motech gewaltig expandiert und auch ein entsprechendes repräsentatives Firmengebäude gebaut – beeindruckend.

Mein nächstes Etappenziel ist Burgwald, dass ich ebenfalls über einen kleinen und kurvenreichen Pass erreiche. Ganz oben im Ort steht der Hunnturm, der von seiner Spitze einen gigantischen Ausblick bietet. Heute besteige ich den Turm allerdings nicht – es ist mir zu warm.

Das wären nämlich eine ganze Menge an Treppenstufen, die überwunden werden müssten – aber nicht von mir.

Von Burgwald aus kurve ich ein paar Kilometer durch das Gebiet zwischen Kirchhain und Stadtallendorf. Das ist eine recht nette, aber unspektakuläre Gegend, die aber überraschend auch einen kleinen Pass kurz vor Langenstein aufweisen kann. Zu Fotografieren finde ich heute nichts dabei.

Dann geht es in die Seenlandschaft zwischen Kirchhain und Marburg, wobei die Seen allesamt künstlich sind: Baggerseen. An diesem See haben wir vor fast 40 Jahren schon gebadet.

Heute ist zumindest dieser See eher ein Schrottplatz. Der größte der Baggerseen dagegen ist zum Ausflugsziel mit Marina ausgebaut – und jetzt natürlich mit dem Krad nicht mehr erreichbar.

Zwischen Niederwald, Schönbach und Großseelheim folge ich ein wenig der Ohm, die hier zu einem richtigen Flüßchen heran gewachsen ist.

Schröck, Moischt und Heskem sind die nächsten Stationen. Jetzt befinde ich mich im Ebsdorfergrund und schaue mal wieder nach dem Biogas-Kraftwerk von Weltec Ökopower.

Mein letzter Anlaufpunkt für heute ist ein schöner alter und ganz leicht verwilderter Garten zwischen Frauenberg und seiner Burgruine. Hier gönne ich uns eine richtige Pause mit Vesper und isotonischem Getränk.

Von hier aus geht es nun durch Ebsdorfergrund und Rabenau zurück an den Rand des Vogelsberges. Am Ende sind daraus dann 150 genussreiche Kilometer geworden, womit ich den Tag ordentlich genutzt habe. Habe nämlich so die Befürchtung, dass es bald, allzu bald mit dem sommerlichen Herbst vorbei sein wird. Und dann kommt womöglich innerhalb von 2 Tage der Winter über den Vogelsberg – ein furchtbarer Gedanke.

Unterwegs treffe ich heute einige interessante Zweiräder: Zuerst kommt mir eine kleine Gruppe mit diversen Simson entgegen, später begegnet mir eine eine CB750 in traumhaftem Zustand und während meiner Rast am verwilderten Garten knattert eine schöne NSU Quckly vorbei.

Auf den letzten Kilometern wird die vergnügliche Reise dann allerdings ein wenig getrübt: Das Getriebe oder die Schaltung verklemmt sich ein paar mal, wobei sich der Schalthebel keinen Milimeter mehr bewegen lässt. Zwar kann ich die Verklemmung jedesmal wieder lösen, aber da scheint sich doch ein Defekt anzubahnen. Muss ich wohl mal bei.

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag