Ein richtiger Spätsommertag ist das heute wieder, der Vogelsberg knackt locker die 30°C.
Meinen Plan für einen netten Motorradausflug am Mittag verschiebe ich erst einmal auf den Abend, vielleicht wird’s da etwas erträglicher. Aber so ganz ohne Motorrad kann ich heute auch wieder nicht, und deshalb gehe ich mit einem gewagten Plan in die Werkstatt: Ich suche eine zöllige Flachmutter in 7/16.
Bei der Montage des Reservegetriebes vor 14 Tagen ist mir nämlich eine der Befestigungsmuttern der Halteplatte für die Schaltmimik vom Schlüssel gesprungen und irgendwo in den Tiefen der Werkstatt gelandet. Trotz intensiver Suche habe ich die Mutter damals nicht wieder gefunden, aber weil ich Ersatz hatte, wurde die Suche erst einmal gestoppt. Heute aber will und muss ich diese Mutter finden, koste es, was es wolle. Und wenn ich dafür die gesamte Werkstatt ausräumen muss.
Also ans Werk.
Zuerst aber geht es in die mechanische Werkstatt nach Ilsdorf zu Reinhard. Dort sind nämlich drei Adapter für den Einbau eines gängigen Benzinhahns im Tank meiner No.1 entstanden. Irgend jemand hat wohl in grauer Vorzeit ein M14x1,25 Gewinde in den Tank geschnitten, und Hähne mit diesem Gewinde sind heutzutage leider schwierig zu bekommen – und wenn, dann sehen sie nicht gut genug aus. Jetzt habe ich also Adapter M14x1,25 auf M10x1, und Hähne mit M10 gibts wie Sand am Meer. Anbauen werde ich den Adapter aber heute nicht: Habe gestern den Tank frisch gefüllt.
Dann aber beginnt die Aktion Flachmutter 7/16. Zuerst müssen meine beiden Inderinnen ihren schattigen Platz verlassen und kommen in den sonnendurchfluteten Hof.
Das ist mein Werkzeug für die nächsten 60 Minuten: Ein metrischer Besen. Die Bühne kommt noch aus der Werkstatt, ebenso etliche Hocker und Pappkartons. Und dann wird gefegt. Die anfallenden Dreckmengen sind nicht unerheblich – kein Wunder, habe ja dieses Jahr noch keine Werkstattreinigung gemacht.
Als die Werkstatt zu etwa 60% gekehrt ist, geschieht das kleine Wunder: Im Dreck und Betonstaub entdecke ich die wunderbare Flachmutter in 7/16. Halleluja, ich hätte es fast nicht mehr geglaubt.
Ich gestehe: Ich bin kurz davor, nach dem erfolgreichen Fund der Mutter das Kehren der Werkstatt sofort abzubrechen – aber ich tue es nicht. Heroisch wird weiter gekehrt, bis die Werkstatt glänzt wie frisch betoniert. Ich hänge sogqar noch ein paar Aufräumungsarbeiten dran, und dann kommt alles wieder an seinen Platz. Und die Flachmutter wird ins Ersatzteilkistchen für zöllige Muttern gelegt. Ein Nebeneffekt der heutigen Reinigung ist, dass die Tore lange offen stehen und so der penetrante Benzingestank von gestern weiter auslüften kann. Man riechts nämlich immer noch.