Den ganzen Tag lang reden Sie heute im Radio von aufkommenden Unwettern und Starkregen. Das passt überhaupt nicht zu dem wunderbaren realen Wetter bislang.

Und weil mir sehr nach einem kleinen Ausritt ist, befrage ich das Große Orakel - und Computer sagt: "Es bleibt trocken". Nun denn, flott hinein in die sommerliche Motorradbekleidung, meine graue No.2 ins Leben gekickt und schon bin ich on the road.

Eine echte Route hab ich mir nicht zurechtgelegt, aber grob werde ich im Großen Rechteck zwischen Grünberg, Laubach, Schotten und Lauterbach unterwegs sein. Da werden dann so etwa 150 Kilometer herauskommen - genau die richtige Tourlänge für einen Rentner.

Zwischen Ulrichstein und Lauterbach fahre ich in Engelrod an die Tankstelle, fülle auf und ärgere mich mal wieder über den bescheuerten Fahrrad-Tacho, den ich nur wegen des Tageskilometerzählers montiert habe. Der ist derart besch...eiden zu bedienen, dass sogar das simple Rückstellen auf Null zum Drama wird. Diesmal hab ich es tatsächlich geschafft, dabei die Anzeige auf Meilen umzustellen. Deshalb halte ich ein paar Kilometer später wieder an, um das zu korrigieren - und entdecke dabei diesen wundervoll friedlichen Ort. Irgendwie hat doch alles seinen Sinn ... naja, fast alles.

Ausgesöhnt mit meinem Fahrradtacho umschwenke ich nun geschickt Lauterbach und schaue hier zwischen Almenrod und Wallenrod in den östlichen Vogelsberg hinein. Eine schöne Landschaft, in der nicht einmal das Riesen-Sägewerk am Horizont stört.

Bei Gemünden/Felda scheint mir meine Graue plötzlich etwas müde zu werden, weshalb ich in einen ruhigen Wirtschaftsweg fahre. Der aber ist derart schön zu befahren, dass ich lange 5 Kilometer einfach weiter fahre, bevor ich mich um meine No.2 kümmere.

Weil ich schon so eine Ahnung habe, ist das Problem schnell gefunden und gelöst: Ich hatte neulich die Hinterradbremse nachgestellt, und es dabei wohl etwas zu gut gemeint. Zwei Umdrehungen zurück mit der Mutter des Bremsgestänges und schon läuft das Hinterrad frei und No.2 trabt wieder munter los.

Mücke, Grünberg, Laubach - und dann mal wieder ein Päuschen an Hermanns Brünnchen, den ich zum ersten mal in diesem Jahr von sattem Grün umgeben sehe.

Mit dem Großen Rechteck liege ich dann aber doch etwas daneben, denn diese geometrische Form hat das Gebilde hier nicht. Aber die Entfernung war recht gut geschätzt: 145 Kilometer sind's geworden.

Als ich dann später im Hof meinem braven Gäulchen ein wenig Pflege und Wäsche angedeihen lasse, kommen doch tatsächlich ein paar Tropfen herunter. Dennoch geht dieser Tag für mich als regenfrei durch.